Können Erfahrungen vererbt werden?

Epigenetik

Das Verhalten eines Hundes wird nicht nur durch seine Erziehung und Umwelt geprägt, sondern auch durch seine genetische Veranlagung. Die Ahnen deines Hundes spielen eine wichtige Rolle in Bezug auf sein Verhalten. Wenn dein Hund beispielsweise von Jagdhunden abstammt, kann es sein, dass er einen ausgeprägten Jagdinstinkt hat- selbst dann, wenn es ein Mischling ist. Soweit wissen wir Bescheid, was die Vererbung von bestimmten Verhaltensweisen angeht.

Ein weiterer Faktor ist, was Dein Hund im Laufe seines Lebens lernt- sei es positiver oder negativer Natur. Und laut neusten Studien, kann auch das vererbt werden! Die Epigenetik erforscht genau diesen Bereich: Wie Verhaltensweisen, Erfahrungen und Gefühle vererbt werden! 


Epigenetik ist ein faszinierender Bereich der Wissenschaft, der sich mit der Vererbung von Merkmalen beschäftigt, die nicht auf Veränderungen in der DNA selbst zurückzuführen sind.  

Es geht darum, wie Umweltfaktoren, wie zum Beispiel Erfahrungen, an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können. Wenn Erfahrungen vererbt werden können, heißt das, dass beispielsweise Hunde, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, diese an ihre Nachkommen weitergeben können.

Die Gefühle und Emotionen zu Orten oder Objekten würden in diesem Falle bestimmte Gene beeinflussen- und so dazu führen, dass nachfolgende Generationen zB. mit Angst oder Aggression auf bestimmte Dinge reagieren- ohne jemals schlechte Erfahrungen damit gemacht zu haben.

 

Das bedeutet auch, dass die emotionale Gesundheit und der Umgang mit Stress bei Hunden nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen abhängen, sondern auch von den Erfahrungen ihrer Vorfahren. 

 

Das Experiment liefert den Beweis: Epigenetik existiert!

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich die Epigenetik auf das Verhalten auswirkt, lieferte 2013 ein Forscherteam in Atlanta. 

Sie ließen Mäuse an Azetophenon, einer nach Mandeln riechenden Chemikalie, schnüffeln und versetzten ihren Pfoten kurz darauf einen schwachen Stromschlag.

Nach drei Tagen hatten die Mäuse gelernt, den Geruch mit dem Stromschlag zu assoziieren, und erstarrten vor Angst, wenn sie den Mandelgeruch wahrnahmen. 

 

Nun wurden die Mäuse mit nicht konditionierten Partnern verpaart. Heißt: Nur einer der beiden „Mäuseeltern“ hatte gelernt, dass Mandelgeruch gefährlich ist, und ihm ein Stromschlag folgt. Nach der Geburt der jungen Mäuse, wurden diese von den Elterntieren getrennt- um ein Verhalten welches auf Nachahmung der Elterntiere beruht auszuschließen.

Nach einer bestimmten Zeit wurden nun die Jungtiere getestet.

Das Ergebnis überraschte die wissenschaftliche Welt. Denn überraschenderweise reagierte die Mehrzahl der Nachkommen ängstlich auf den Duft- obwohl sie nie schlechte Erfahrungen damit gemacht hatten.

 Der Effekt war sogar noch in der folgenden Mäusegeneration nachweisbar, er musste also vererbt worden sein.

Den Forschern gelang es außerdem, ein körperliches Merkmal für die veränderte Reaktion zu identifizieren: Die Mäuse wiesen veränderte anatomische Strukturen von Azetonempfindlichen Nervenzellen auf.

 

Was bedeutet das für uns Hundehalter?

Die Epigenetik ist der Beweis dafür, dass eben auch Gefühle- und damit möglicherweise ganze Verhaltensweisen vererbt werden können.

So kann es zB sein, dass Dein Hund Angst vor Menschen hat- auch wenn er in Seinem Leben immer nur liebevoll behandelt wurde. Vielleicht hatte eines der Elterntiere schlechte Erfahrungen gemacht.

Auch bei vielen aggressiven Verhaltensweisen, könnte die Epigenetik eine Rolle spielen- schließlich steckt hinter Aggressionsverhalten auch immer ein Grund- wenn er oft auch nicht auf den ersten Blick erkennbar scheint. 

 

Die Forschung rund um die Epigenetik  steckt derzit noch in den Kinderschuhen- es gibt noch viel zu tun, in diesem neuen Wissenschaftszweig. So muss zum Beispiel geklärt werden, in wie weit Epigenetische Prozesse umkehrbar sind. 

Eines beweist uns aber auch die Epigenetik wieder: Es ist eben NICHT egal, woher unser Hund kommt, oder was Seine Vorfahren gemacht und erlebt haben!