Das Pubertier

Die Juvenile Phase beim Hund

Wie Ihr sicher schon gemerkt hat, hat sich Euer kleiner Welpe mittlerweile zu einem kleinen Charakterkopf entwickelt :) Mit der Juvenilen Phase, mit der der Start in die Pubertät beim Hund gelegt wird, startet ein neues Kapitel. 

Hier kannst du lesen, was in dieser Phase genau passiert! 


 

Die Juvenile Phase & Adoleszenz beim Hund

In die sogenannte Juvenile Phase oder auch Pubertät, kommen Hunde im Alter zwischen 4-6 Monaten- je nach Rasse, größe und individueller Entwicklung. Die Pubertät beginnt quasi mit dem Zahnwechsel- jetzt werden die Hormone Östrogen (w) und Testosteron (m) aktiv.

In dieser Zeit wächst der Junghund sehr schnell, wird aktiver, ist leichter erregbar, und wird

unabhängiger. Doch nicht nur für den Vierbeiner selbst- auch für den Halter ändert sich nun einiges!

Der einst freiwillig gehorchende Welpe scheint oft sein Interesse am Besitzer zu verlieren- sein Aktionsradius wird größer, und das Interesse an der Aussenwelt steigt ungefähr genau so wie die Hormonwelle auf der nun so mancher Jungspund reitet :)

Mit der Erreichung der Geschlechtsreife im Alter von 6 bis 15 Monaten, je nach Rasse und

Individuum, endet die Juvenile Phase dann wieder. Allerdings: nur weil der Hund nun die Geschlechtsreife erreicht, ist er noch lange nicht Erwachsen. Seine "soziale Reife" muss der Hund erst erlangen. Das passiert in der sogenannten "Adoleszenz"- so nennt man die Zeit zwischen Geschlechtsreife und Sozialer Reife.

Was passiert in der Pubertät? 

Im Durchschnitt beginnt die Pubertät zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat, bei kleinen Rassen auch früher. 

Die Pubertät ist die Zeit, in der unser Welpe geschlechtsreif wird. Nun beginnt die Hündin vermehrt Östrogen auszuschütten- der Rüde Testosteron. Die beiden Hormone sorgen nun für eine Reihe von Veränderungen- und das nicht nur im „Geschlechtlichen“ Bereich, sondern eben auch im Verhalten! Dies liegt vor allem daran, dass die Geschlechtshormone auch verantwortlich sind für die Reifung des Gehirns. Es finden hier „umbauarbeiten“ statt- der Hund wird erwachsen(er).

Allerdings braucht dies seine Zeit- manchmal bis zum 2. Lebensjahr.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein Hund etwa mit 1,5-2 Jahren erwachsen ist. Dies entspricht etwa der 3. Läufigkeit bei Hündinnen.

Bei Rüden derselben Rasse kann man davon ausgehen, dass auch sie in etwa derselben Zeit in der Hündinnen Ihre 3. Läufigkeit durchmachen erwachsen sind.

 

Bis dahin ist es oft ein steiniger Weg, der Hundehaltern viele Nerven kostet.

Ebenso wie Teenager testet der Hund seine Grenzen, will wissen wo er steht und welche Regeln wirklich bestand haben.

Durch die Geschlechtshormone werden im Gehirn neue Synapsen gebildet, es wird sozusagen „neu verkabelt“. Das ist auch der Grund, warum der Hund in dieser Zeit manche Kommandos scheinbar vergisst. Nun heißt es das Training noch einmal zu intensivieren, und dranzubleiben! 

 

Vor allem rund um das 9. Lebensmonat haben viele Hunde noch einmal eine Phase, in der es vor allem um die Soziale Exploration geht. Der Junghund wird nun besonders Rüpelhaft, frech und zeigt uns einmal ganz deutlich was er eigentlich von unseren Kommandos hält.

Die meisten Hunde sind in dieser Phase auch sehr unbedacht und sorglos unterwegs, kennen keine Gefahren und benehmen sich wie man so schön sagt „unmöglich“.

Der Hund soll jetzt aber im Idealfall nicht lernen, dass seine neue „Kraft“ ihm nun erlaubt zu tun was er will!

 

Erschwerend hinzu kommt, dass in diesem Alter der Jagdtrieb in vollem Gange kommt, und ebenso in dieser Phase entstehen oft neue, unerwünschte Verhaltensweisen (zB. Leinenaggression).  Der Juvenile Hund versucht nun neue Strategien, um seine Ziele zu erreichen. Auch Welpen welche sehr viel Angst haben, versuchen in dieser Phase oft einen „Ausweg“ durch aggressives Verhalten zu finden. 



Hormone und was sich damit verändert- Übersicht

 

Hündin: 

Östrogen 

Rüde: 

Testosteron 

Ausreifung und Wachstum der Geschlechtsorgane

Ausreifung und Wachstum der Geschlechtsorgane 


Die erste Läufigkeit tritt ein 

Hündinnen werden nun besonders anziehend (manche Rüden bekommen die Nase gar nicht mehr weg…😊

Vor allem rund um die Läufigkeit sorgt es für eine gewisse „Zickigkeit“ bei Hündinnen- es fördert in dieser Zeit Aggression und Stress unter Hündinnen 

Rüpelhaftes Verhalten / Austesten der Grenzen 

Produktion in den Eierstöcken 

Produktion in den Hoden und (gering) in der Nebennierenrinde 



Spielverhalten mit Rüden nimmt zu, wenn viel Östrogen vorhanden (zB Zeit um die Läufigkeit)

Unterstützt Zellwachstumsprozesse im Körper

(unkastrierte Rüden bleiben oft im Alter länger fit und gesund!) 

Vermindern Abbauprozesse des Gehirns 

Der Rüde beginnt zu Markieren 

Schützen vor Stress 

Anstieg der Ausdauer 

Fördern Durchblutung und den Aufbau von Gewebe 

Senkt die Aggressionsschwelle 

Spielen eine wichtige Rolle im Zyklus der Hündin

 



Die Adoleszenz

Wie wir bereits gelernt haben, ist die Pubertät nicht plötzlich vorbei und der Hund ist Erwachsen. Dieser Prozess dauert wesentlich länger. Der Hund wird je nach Rasse, um die 1,5- 2 Jahre brauchen um wirklich auch die geistige Reife zu erhalten. 

Genau diese Zeit nennt man die Adoleszenz. Also die Zeit der Pubertät (ab dem Erreichen der Geschlechtsreife) bis zum erwachsenen Hund, der seine soziale Reife erlangt hat. 

 

Interessant wird es nun wieder, wenn wir uns das Verhalten des Hundes kurz vor Erreichen der Sozialen Reife anschauen. Etwa mit 1,5 Jahren beginnt noch einmal eine intensive Zeit mit unserem Vierbeiner. Man könnte auch sagen eine Art „Zweite Pubertät“. Hier geht es zwar nicht mehr um das Erlangen der Geschlechtsreife, aber der Hund benimmt sich in dieser Phase oft genauso rüpelhaft und grenz-testend wie in der ersten Pubertät. 

Bei Rüden steigt in dieser Phase vor allem die Selbstsicherheit- er stellt sich auch gerne mal Konflikten, sei es mit Artgenossen als auch mit seinem Menschen. Gerade Konflikte mit anderen Hunden stellen Halter nun auf eine harte Probe, denn viele trauen sich danach nicht mehr, Ihrem Hund Kontakt zu Artgenossen zu bieten. Dies wiederum steigert den Frust des Hundes (der vielleicht bisher immer zu jedem Hund durfte), und es entwickeln sich neue Probleme. Auch in diesem Alter ist die Frustrationsaggression ein großes Thema. 

Die Probleme in dieser Phase zeigen sich auch in anderen Bereichen vor allem im Außen- also nicht unbedingt im heimischen Umfeld, in der Wohnung oder im Haus.  Der Hund will draußen plötzlich nicht mehr herankommen, hat immer besseres zu tun und ist gerne abgelenkt. Nun heißt es einmal mehr Konsequenz zeigen- und bei jungen Rüpeln vor allem sich nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen! 

 

Bei aller Konsequenz sollten wir aber auch die Phase des Hundes berücksichtigen: Er ist nun ganz und gar bereit, sich Seiner Umwelt zu „stellen“ alles was er sieht ist nicht nur interessant, er will auch teilhaben.

Das erklärt auch die scheinbare Unkonzentriertheit des Hundes in dieser Phase- nun ist eben die Außenwelt extrem spannend.