Das Projekt "NIU-Notfellchen in Ungarn"

In Ungarn sind Straßenhunde und ausgesetzte Hunde ein großes, trauriges Problem.

Karin und Manuel Marmsaler aus Brixen haben das Projekt "Notfellchen in Ungarn" ins Leben gerufen, nachdem die beiden mit eigenen Augen gesehen haben, wie Hunde auf den Straßen und in den Tierheimen Ungarns leben.

Sie haben beschlossen dort zu helfen, wo ihre Hilfe am meisten gebraucht wird: In den ärmlichen Tierheimen und beklemmenden Tötungsstationen Ungarns.

 

Wir haben mit Ihnen gesprochen, und Sie gefragt, wo die Hilfe am meisten gebraucht wird, welche Orte sie schon besucht haben, und wie spendenfreudig die Südtiroler sind!


 

DogSpot: Manuel & Karin, wie kommt man als Südtiroler dazu Hunden in Ungarn zu helfen? Wie hat bei Euch alles begonnen?

Notfellchen Ungarn: Angefangen hat bei uns alles vor knapp zwei Jahren. Wir waren auf Urlaub in Ungarn und fanden am Straßenrand eine angefahrene, verletzte Hündin.

Wir brachten sie zum Tierarzt und suchten anschließend ein Tierheim in der Umgebung, welches sich um den Hund kümmern sollte.

Das Tierheim jedoch war erschreckend. Gefüttert wurde altes, hartes Brot mit Wasser und viele Hunde wurden zusammengepfercht in kleinen, provisorischen Zwingern und in der sengenden Hitze gehalten. Das war unser schockierender, erster Eindruck, eines ungarischen Tierheimes.

Den Hund ließen wir natürlich nicht dort – sie lebt seitdem bei uns (was uns damals unsere Mietwohnung gekostet hat).

Wir begannen weiter zu recherchieren. Schnell hatten wir uns über die dramatische Lage in Ungarn, über das große Problem der Straßenhunde, über die übervollen Tierheime und die grausamen Tötungsstationen informiert und beschlossen zu helfen.

Kurz darauf kamen wir mit unseren ersten Spenden im Gepäck zurück ins Tierheim!

 

DogSpot: ...also eine absolute Herzensangelegenheit für Euch. Mittlerweile ist das Projekt „Notfellchen Ungarn“ entstanden. Wo hilft das Projekt konkret?

Notfellchen Ungarn: Das Projekt hilft, wie der Name schon sagt, ungarischen Hunden und Katzen in Not. In erster Linie unterstützen wir Tierheime durch gesammelte Spenden, sprich Futter und alles andere, was den Hund glücklich macht.

Im Moment haben wir durch die großartige Hilfe unseres Spendernetzwerks die Möglichkeit, 2-3 Tierheime regelmäßig zu versorgen.

Zudem haben wir begonnen, mit Hunden eines dieser Tierheime zu arbeiten – sie zu sozialisieren und zu beschäftigen. Mit euren Geldspenden finanzieren wir Tierheim-Modernisierungen oder übernehmen Tierarztkosten.

 

 

 

DogSpot: Einen kleinen Eindruck über die Lage vor Ort haben wir ja  schon bekommen. Ist die Situation denn überall so gravierend?

Notfellchen Ungarn: Das ist ganz unterschiedlich! Natürlich ist das typische ungarische Tierheim in keinster Weise mit unseren modernen Tierheimen, oder überhaupt einem Tierheim im herkömmlichen Sinne, zu vergleichen.

Die Zwinger sind meistens bloß aneinander geschweißte bzw. geschraubte Stahlmatten, alles provisorisch aus Eisenabfällen irgendwie zusammengebaut! Als Unterschlupf für die Hunde gibt es oft nur Erdlöcher, die mit Betonplatten abgedeckt sind. Auch die Dimensionen der Tierheime sind anders als bei uns.

Nicht selten leben mehrere hunderte Hunde in den Tierheimen – sehr häufig in Rudelhaltung!

Zu fressen bekommen sie leider häufig altes Brot oder Fleischabfälle aus Supermärkten, da den Tierheimen das Geld für Hundefutter fehlt, und es nur in seltenen Fällen staatliche Förderungen gibt.

Doch immer öfter werden Tierheime durch ausländische Projekte und Vereine unterstützt – diese wiederum ähneln dann schon eher unserer Vorstellung von Tierheimen.

In solchen Tierheimen geht es den Tieren den Umständen entsprechend gut. Sie bekommen regelmäßig zu fressen, haben Kontakt zu Artgenossen und werden medizinisch versorgt.

In einem Land, in dem artgerechte Tierhaltung ein Fremdwort ist, ist ein solches Tierheim für die Hunde tatsächlich schon ein Glücksfall!

 

DogSpot: In Ungarn sind ja auch Tötungsstationen immer noch ein Thema…

Notfellchen Ungarn: …traurig, aber wahr! Tötungsstationen, Abdeckereien oder auch Hundefänger Anlagen genannt, sind sie nichts anderes als Schlachthäuser für eingefangene, streunende Hunde und Katzen!

Etwa 400 davon gibt es in ganz Ungarn. Nach Ablauf einer zweiwöchigen Frist, welche die Hunde ohne Wasser und Futter oft nicht überleben, werden die Tiere einfach getötet!

Jährlich spricht man von etwa 80.000-100.000 Tötungsfällen (Quelle: Tageszeitung für Ungarn und Osteuropa, Pester Iloyd, Ausgabe 31/2011).

Offiziell sieht man das ganze positiv, zum Besipiel als Hygienemaßnahme, für die Menschen und als Schutz vor Seuchen.

Seit Kurzem haben wir die Möglichkeit, mit dem wahnsinnig engagierten, Tierschutzverein „Animal Life - Tierschutz ohne Grenzen“ zusammen arbeiten zu dürfen. Der Verein hat es sich vor über 20 Jahren zum Ziel gesetzt, dem Wahnsinn „Tötungsstationen in Ungarn“, aber auch dem Elend aller anderen Tiere, entgegenzuwirken.

Unglaubliches haben sie geschafft: Weit über 20.000 Hunde wurden durch Animal Life aus Tötungen befreit und in ihrem eigenen Tierheim in Sicherheit gebracht und umsorgt!

Animal Life erreichte sogar die Schließung von Tötungen und konnte die Haltung der Hunde in vielen Stationen wesentlich verbessern! Wir sind wahnsinnig stolz darauf inzwischen mit unserem Projekt Animal Life aktiv unterstützen zu dürfen und auch von ihnen unterstützt zu werden.

 

DogSpot: Das schöne ist, dass wir uns bei Eurem Projekt auch wirklich sicher sein können, dass unsere Spenden vor Ort ankommen. Ihr selbst bringt die Spenden mehrmals im Jahr nach Ungarn...

Notfellchen Ungarn: Genau, wir holen die Spenden, wann immer es uns möglich ist, selbst bei den Spendern ab, und organisieren Spenden-Sammelfahrten in ganz Österreich, Ungarn, Süddeutschland und hauptsächlich auch bei euch in Südtirol, sofern unser Geldbeutel die Anfahrt zulässt.

Es war uns von Anfang an wichtig, den persönlichen Kontakt zu den Unterstützern des Projektes zu halten – sie sind schließlich die, die es überhaupt erst möglich machen.

Die gesammelten Spenden verteilen wir dann auf die Tierheime in Ungarn. Die wahnsinnig weiten Fahrten in die Tierheime Ungarns und der enorme logistische Aufwand haben uns dazu bewegt im Herbst 2016 ins Burgenland, in die Nähe der ungarischen Grenze, zu ziehen.

Von hier aus ist es für uns viel einfacher das Projekt weiter voran zu treiben und wir können schneller auf Hilferufe der Tierheime reagieren.

 

DogSpot: Stichwort Hilferufe der Tierheime- Was wird dort denn am dringendsten gebraucht?

Notfellchen Ungarn: ...wir sind sehr stolz auf unser Spender-Netzwerk, durch das wir inzwischen durchschnittlich 2 Tonnen Futter im Monat zusammen bekommen, darunter dringend benötigtes Spezialfutter, Sensitive-Futter, Welpen Nahrung, Seniorenfutter usw.

Dazu kommen massenweise Decken, Hundebetten, Handtücher, Hundehütten, Leinen und Halsbänder.

Sehr, sehr wichtige Spenden sind auch Wurmkuren, Floh- und Zeckenschutzmittel, und Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika, aber auch Hundespielzeug wie Kauspielzeug, Taue, Bälle können gut gebraucht werden. Kauknochen, Schweineohren, Rinderkopfhaut, Rinderziemer usw. sind nicht nur gesund für die Hunde, sondern auch eine wichtige Beschäftigung - speziell für die Hunde in Einzelhaltung!

 

DogSpot: Die Südtiroler zeigen sich bisher recht spendenfreudig und hilfsbereit, nicht wahr?

Notfellchen Ungarn: Begonnen haben wir das Projekt in der Heimat von Karin, und unserem damaligen Wohnort in der Nähe von Kufstein. Schnell weiteten sich unsere Spendensammelfahrten nach Südtirol aus. Das Netzwerk an Spendern in Südtirol wuchs besonders schnell.

Engagiert, motiviert, großzügig und mit viel Interesse wurde unser Projekt unterstützt!

Inzwischen haben wir um die 50 Spender in Südtirol, viele davon spenden regelmäßig. Etwa die Hälfte unserer Spenden kommt aus Südtirol.

 

DogSpot: Für alle die Euch gerne unterstützen möchten: Wie erreichen wir Euch?

Notfellchen Ungarn: Im Moment spielt sich unser ganzes Projekt noch ausschließlich über das soziale Netzwerk Facebook ab. Man kann uns dort jederzeit erreichen! https://www.facebook.com/Notfellchen.in.Ungarn/

Man kann uns aber auch einfach eine E-Mail an notfellchen-in-ungarn@gmx.net senden.

In regelmäßigen Abständen fahren wir nach Südtirol für Spendenfahrten. Diese werden immer 2-3 Wochen vorher auf unserer Seite bekannt gegeben. Dort kann man uns persönlich kennen lernen und sich selbst ein Bild von uns und unserer Initiative machen. Eine Webseite befindet sich im Aufbau!

Wir möchten auch erklären, dass es uns finanziell leider nicht möglich ist, Spenden immer sofort und direkt bei euch abzuholen. Wir finanzieren das Projekt aus eigener Tasche - eine Spendensammelfahrt zum Beispiel kostet uns durchschnittlich um die 300€! Es wäre auch nicht rentabel für kleine Spenden extra weit zu fahren! Wir hoffen deshalb auf Verständnis.

Wer Spenden möchte, aber die Sachen nicht bis zur nächsten Sammelfahrt für uns lagern kann, hat die Möglichkeit seine Spenden bei Spendensammelpunkten jederzeit für uns abzugeben und zwischenzulagern.

Zwischensammelstellen gibt es derzeit in Bozen, Sterzing, Brixen und Prad am Stilfser Joch.

 

 

DogSpot: Manuel & Karin wir wünschen Euch abschließend noch alles Gute und viele neue Spender!

Notfellchen Ungarn: Ganz, ganz wichtig ist es uns, uns an dieser Stelle bei allen Freunden und Bekannten zu bedanken - bei den Gönnern und Unterstützern des Projektes, unseren Sammelstellen, dem Verein Animal Life – Tierschutz ohne Grenzen und allen anderen, die uns geholfen haben das Projekt so weit zu bringen und die motiviert sind, gemeinsam mit uns noch mehr zu schaffen!

„Vergelt' s Gott!“ und DANKE im Namen der Notfellchen.

Eure Karin & Manuel


Mehr Infos gibt's bei NIU auf Facebook:


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